Wenn man sich die Medien in der Welt so anschaut, wird eines schnell klar: Nur Nachrichten mit Konflikt schaffen es in die Zeitung oder ins Fernsehen. Man bekommt schnell den Eindruck, dass die Welt nur noch aus Schlechtem besteht.
Das ist allerdings keineswegs so. Nur lassen sich gute Nachrichten so schlecht verkaufen. Wir Menschen finden es eben spannender, uns Geschichten über Probleme und Problemlösungen zu erzählen, als eine Geschichte über jemanden, der rundum zufrieden und glücklich ist. Denn das der Grund, warum wir uns eigentlich seit Jahrtausenden, wahrscheinlich schon seit Jahrmillionen, Geschichten erzählen. Geschichten zeigen uns, wie man Probleme lösen kann.
Das bedeutet aber auch, dass der Kern einer jeden Geschichte ein Konflikt ist. Mindestens ein großer Konflikt und möglichst viele kleine Konflikte. Ich habe irgendwo gelesen, dass eine Szene ohne Konflikt keine Daseinsberechtigung hätte. Ich musste einige Stunden darüber nachdenken, bis ich wider Willen zugeben musste, dass da etwas dran ist. Ohne Konflikt ist es einfach langweilig.
Stellt euch vor, euer Charakter schafft auf Anhieb alle Probleme, die du ihm in den Weg legst. Wer will denn so was lesen? Ich vergleiche das mit Superman (auch wenn ich jetzt auf dem Superman-Gebiet nicht so bewandert bin), denn ich fand Superman immer den langweiligsten aller Superhelden, weil er alles konnte. Was könnte denn für ihn noch ein Problem sein? Er war für mich eine langweilige Figur.
Also: Sollte dir eine Stelle in deiner Geschichte unterkommen, die irgendwie langweilig und fade ist, dann schau doch mal, was eigentlich der Konflikt in dieser Szene ist. Gibt es überhaupt einen? Oder könnte man einen einbauen, um es unterhaltsamer und spannender zu machen?
Wenn dein Charakter also irgendwie von A nach B kommen muss und die den Weg dorthin gerne beschreiben würdest, dann lasse ein Problem aufkommen. Vielleicht gibt es auf halbem Weg eine Autopanne, oder der Protagonist muss eine lange Zugfahrt in einem Abteil mit einer Person verbringen, die für ihn die Verkörperung seiner Ängste darstellt, sodass er während der Zugfahrt mit diesen Ängsten klar kommen muss.Vielleicht musst du auch Informationen vermitteln, die wichtig sind. Würde statt einem normalen Dialog auch ein Streit passen? Du siehst es gibt viele Möglichkeiten mit Hilfe von Konflikten die Spannung in einer Szene zu steigern.
Mir hat es beim Schreiben sehr geholfen zu wissen, dass mein Charakter in jeder Szene mit einem Problem zu kämpfen haben sollte. Das kann eine höhere Gewalt sein, wie ein Sturm oder unwegsames Gelände, das könnte eine andere Figur sein, der Gegenspieler oder einfach eine unliebsame oder nervige Figur, oder es könnte ein Konflikt im Inneren der Figur sein. Eine Entscheidung vor der sie steht, Schuldgefühle, Eifersucht und so weiter. Tatsächlich sind die Konflikte innerhalb der Figuren die interessantesten, den sie gehen direkt an die Substanz. Sie sind Emotionen, die jeder von uns erlebt. Sei es die Kriegerin in einer Fantasiewelt, der Kommissar in einem Krimi oder der Leser vor seinem Buch. Wir alle fühlen schließlich dieselben Emotionen und wollen während des Lesens auf eine Achterbahn der Gefühle mitgenommen werden.
Ich hoffe, dieses Wissen hat dir ein wenig weitergeholfen. Ich finde, es nützt nicht nur dabei das Schreibhandwerk zu lernen, sondern auch unsere von Medien geprägte Welt zu verstehen, denn gute Neuigkeiten sind einfach nicht so erfolgreich, so traurig das auch klingt.