“Ich bin dein Sohn!”, rief Rashaan, “Nicht dein verdammter Angestellter!”
“Trotzdem wirst du tun was ich dir sage, es sei denn du willst für immer der Abschaum der Familie bleiben.” Während Rashaan seiner Wut freien Lauf ließ, wie ein Waldbrand, wirkte sein Vater, der Herrscher von Metropola, eher wie weiße Glut: Nach außen hin ruhig, doch in Wahrheit heißer als alles andere.
Rashaan schnaubte: “Das kannst du nicht. Mich für immer ausstoßen.”
Der dunkelhaarige Herrscher sah hinab auf die Papiere vor sich auf dem Schreibtisch. “Du würdest dich wundern, was ich alles kann. Und jetzt kümmere dich um den Fall. Vorher sollst du mir nicht mehr unter die Augen kommen.” Sein Tonfall hatte etwas entgültiges. Rashaan wusste, dass es keinen Sinn hatte, jetzt weiter in ihn zu dringen.
Mit grimmiger Miene stolzierte er aus dem prunkvollen Arbeitszimmer und warf die Tür mit einem Krachen ins Schloss. Sein Vater hatte ihn zu einem einfachen Polizisten degradiert! Ihn, Rashaan Flammenblut, der jüngste Spross der Herrscherfamilie.
Die Angestellten sprangen aus dem Weg, sobald er in Sicht kam. Niemand wollte sich ihm und seinem Zorn in den Weg stellen. Besser war es.
Im Hof stand seine glänzende Harley. Dunkelrot lackiert, mit einem Flammenstoß als Auspuff und kleinen Teufeln, die auf dem Scheinweirfer tanzten. Seine Gabi, sein Prachtstück. Sie war wohl die Einzige, die ihn zur Zeit nicht im Stich ließ. Und das ganze wegen einem Fehltritt! Gut möglicherweise war es nicht der erste gewesen, ihn jedoch mit gewöhnlichen Verbrechern auf die Jagd nach einem gestohlenen Buch zu schicken, war maßloß übertrieben. Und mit dem Übertreiben kannte er sich schließlich aus.
Er schwang sich auf Gabi und mit einem Schnurren erwachte die Flammengeister in ihr. Es bedurfte nur einer kleiner Bewegung aus dem Handgelenk und das rot-schwarz schillernde Motorrad schoss fauchend in die Luft.
Für Rashaan bedeutete sein fliegendes Motorrad schon lange keinen Kick mehr. Dafür brauchte es schon den freien Fall aus einem Flugzeug, den unbewaffneten Kampf gegen eine Überzahl von Gegnern oder eine glatte Felswand, die er ohne Sicherung überwinden konnte. Alles, bei dem sein Leben nicht mehr auf dem Spiel stand, empfand er als äußerst langweilig.
Zunächst schossen unter ihm die Gärten seiner Familie entlang, dann erreichte er die Stadt mit seinen Tropfenden Giganten. Hier schien auch nicht die Sonne, wie bei ihrem Herrschaftssitz, sondern Regen hielt die Stadt Metropola fast rund ums Jahr fest in ihrem Griff.
Nach kaum einer Sekunde war seine schwarze Lederjacke viermal so schwer und klebte unangenehm auf seiner Haut.
Sehr schlecht gelaunt lenkte Rashaan Gabi in den Innenhof des Museums für magische Geschichte. In einem Schwall brauner Brühe kam er vor den altehrwürdigen Stufen zu stehen.
Und stand einem im Schlamm gebadetem Gespenst, zwei Schwerverbrechern und seinem viel zu jungen Aufpasser gegenüber.
“Ihr seid zu spät”, erklärte der junge Officer mit tadelndem Unterton.
„Es ist ja nicht dein Fall, Helfer“, gab Rashaan zurück.
Gabi kam mit einem letzten Aufheulen zum Erliegen und Rashaan schwang seine langen Beine von ihr. Der mit schlamm besudelten Gestalt schenkte er keine Beachtung und schlenderte die Stufen hinauf ins Trockene.
“Immerhin bin ich überhaupt da, Wieselgesicht”, meinte Rashaan. Er stieß die gewaltigen, hölzernen Flügeltüren auf und verteilte beim Eintreten großzügig Schlamm auf dem penibel polierten Marmor Boden.
“Ich glaub ich mag ihn”, sagte der dicke Mann, an dem der Prinz ohne einen Blick vorbei marschiert war.
“Ich hoffe wir können diesen Auftrag schnell erledigen”, antwortete eine dumpf dröhnende Stimme neben dem Dicken.